Sonntag, 20. Januar 2008

Im Kino

Und dann geht man ins Kino. Einfach so. Als ob nichts sei. Als ob nie etwas gewesen sei, das einem gemeinsamen Kinobesuch eine Bedeutung gäbe, die über Popcorn, Becks und Polstersitze hinausweisen würde. Bedeutung? Pfff...! Man sieht einen Film, lacht, weint, hält sich vielleicht die Hand, vielleicht auch nicht. Man ist froh. Froh, dass man nach vorne gucken kann. Und dass man kein Gesicht dabei machen muss. Dass man sich nicht für einen Blick entscheiden muss, für eine Stimmung, einen Ausdruck, eine Sicht auf die Dinge. Die Dinge, die jetzt zählen, laufen vorne auf der Leinwand, und es ist gut, dass man auf das Geschehen keinen Einfluss hat, nicht den geringsten. Alles lebt, liebt und leidet nach Plan, und man selbst kann sich getrost zurücklehnen: Der Plan wird aufgehen. Schließlich hat man bezahlt. 90 Minuten so genannte Unterhaltung. Mit Anfang und Ende und dazwischen Entwicklung. Nie Stillstand, immer Bewegung, und das Beste: Bewegung mit Sinn! Man geht ins Kino, einfach so, weil man die Verantwortung dafür, dass die Bewegung Sinn ergibt, abtreten will. Wenigstens für eineinhalb Stunden. Man lehnt sich zurück, ohne Erwartung auf Realität. Man begibt sich in die verdunkelte Obhut fremder Illusion. Nichts hat mit nichts zu tun. Wie schön!