Hossa! Eine neue Perle ist gestern ins Netz gegangen: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat DFG Science TV ins Leben gerufen, eine Internetseite voller kleiner Filmchen von spannenden laufenden Forschungsprojekten (natürlich nur solchen, die von der DFG gefördert werden).
Das Besondere daran: Die Filme haben die Forscher selbst hergestellt! Also kein Guido Knopp, der ihre Erkenntnisse weichspült und mit Wagner unterlegt, damit es den begnadet spät Geborenen auch ja schön gruselt und er sich nicht von Opa der Gefühllosigkeit bezichtigen lassen muss, wenn er zu KZ-Bildern in die Chipstüte greift. Und kein Joachim Bublath, der das Zündeln und Rumballern nicht lassen kann und bei dem immer alles explodiert, ausgerechnet dann, wenn es am spannendsten wird.
Nein, die Forscher haben selbst zur Kamera gegriffen, Storyboards entwickelt und gecuttet, und damit das überhaupt möglich war, haben sie vorher einen einwöchigen Film-Workshop besucht!
Bisher sind zehn Forschungsprojekte vertreten, darunter so schillernde wie "Natur und Technik intelligenter Laufsysteme" oder "Sinking Coasts". Immer wieder dienstags kann man sich angucken, wie die Forscher vorankommen, welche neuen Entdeckungen sie gemacht und mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben. Erstmal drei Monate lang, vielleicht auch länger. Je nachdem, wie gut das Angebot www.dfg-science-tv.de von den Usern angenommen wird.
Mittwoch, 16. April 2008
Montag, 14. April 2008
Jawoll Jasmin
Seit gestern weiß ich die weltweit beste Alternative zum Tatort-Gucken: am Landwehrkanal unter einem Kioskdach sitzen, zwischen Geschichten von Schweine-Eimern und Papierflocken-Blasen Fußballergebnisse in den nachlassenden Nieselregen sprechen, zugucken, wie die Schiffe sich bettfertig machen, blöde Kunst von nicht-blöder unterscheiden, Pläne schmieden, solange sie noch heiß sind, und andere, wenn die eben geschmiedeten sich in Luft auflösen, in dieselbe vielleicht, die gerade immer blauer wird und nach Diesel und Jasmin riecht, jawoll: Jasmin!
Donnerstag, 10. April 2008
Die Frage
„Ich muss dich mal was fragen“, sagt B und bleibt plötzlich stehen. Der Strom an Sonnenbrillen, Kampfsportkinderwagen und Rassehunden zieht an uns vorbei, ein bisschen langsamer jetzt. Ich sehe einen blonden Stachelkopf, der an Frau und Kinderwagen vorbei einer Langbeinigen in Röhrenjeans hinterher stiert. Ich habe Lust, ihn zu fragen, warum er damit wartet, bis der Kopf seiner Frau im Kinderwagen verschwunden ist. Warum er Frau&Kind nicht gleich zu Hause lässt, der ganze Englische Garten stünde zum freien Gaffen zur Verfügung. Aber das würde Diskussion bedeuten, womöglich gar Sex- oder Sportschauentzug - den Stress ist der kurze Kick dann doch nicht wert.
„Was denn?“, frage ich.
„Wie machst DU das denn: Wie verhältst du dich in einer Runde von sagen wir mal Arbeitskollegen, also Leuten, mit denen du langfristig auskommen musst, mit denen du dir im Grunde aber nichts, also wirklich gar nichts zu sagen hast, die du im Gegenteil abstoßend findest, weil sie den ganzen Tag nur heiße Luft blubbern, das aber vor Selbstbewusstsein strotzend und in einer Lautstärke, dass man es eine Etage drüber noch hört...“
„... wo der Chef sitzt...“
„... und sich über seine MOTIVIERTEN Mitarbeiter freut...“
„... und gleich die nächste Prämie festlegt...“
„... für besonderes Engagement im Phon-Bereich...“
„... Minimaler Gehalt bei maximaler Lautstärke!"
Wir laufen weiter. Ich überlege. Erzähle von K, der für solche Fälle eine besondere Technik entwickelt hat: Er macht einfach mit, redet NOCH lauter und NOCH dümmer daher, verwandelt die Prämienprofi-Runde in eine Stand-Up-Comedy. Das Traurige daran ist allerdings, dass keiner außer ihm die Verwandlung bemerkt, im Gegenteil: Sie finden, dass er mit seiner Argumentation Recht hat, entwickeln die Idee weiter, übertreffen sich gegenseitig, schrauben sich lautstark in immer schwindelndere Höhen, beflügelt von neuem Spirit, schon sieht man sich über Leichen steigen, einander auf die Schulter klopfend, sind eben wahre Teufelskerle! Einer für alle, alle für einen, alle für den Erfolg! Ist der Teamgeist erstmal aus der Flasche, verlieren Raum und Zeit ihre Ordnungsfunktion, alles scheint auf einmal möglich, alles IST möglich, man darf nur nicht zimperlich sein. Ein einziger Einwurf, ein winziger Zweifel wäre die Nadel im Luftballon, und weil das jeder weiß, machen alle weiter...“
„... Und K?“
„Ist längst über alle Berge.“
„Klar. Lange hält man es als ehrenamtlicher Narr an einem Ort nicht aus.“
„Zumal, wenn keiner lacht. Außer ihm.“
„Weil den Heiße-Luft-Blubberern der Sinn fürs Lächerliche abhanden gekommen ist.“
„Oder weil sie ihn nie hatten.“
"Oder weil sie Angst haben."
"Vor der Leere nach dem Blub."
„Aber wenn man nun mal auf Gedeih und Verderb mit diesen Menschen auskommen muss. Weil man mit ihnen den Arbeitsplatz teilt.“
„Die Alternative wäre Ohropax.“
„Ich soll mir in den Konferenzen Ohropax in die Ohren stopfen?“
„Warum nicht?“
„Und wenn doch mal was Sinnvolles gesagt wird? Ganz leise?“
„Wenn das in sechs Jahren nicht vorgekommen ist, wird das auch in den nächsten zwölf nicht passieren.“
„Oder ich suche mir einen neuen Job.“
„Als Hofnarr.“
„Als Dompteuse.“
„Glasbläser.“
„Zuckerwattendreherin.“
Wir sind am Chinesischen Turm angekommen. China, denke ich. „China ist der Markt der Zukunft.“ Diesen Satz sprach neulich ein amerikanischer Geschäftsmann in einer Arte-Reportage in die Kamera. Darum schickt er seinen Sohn in einen chinesischen Kindergarten. Schnitt. Man sieht eine Gruppe Drei- bis Fünfjähriger vor bunten Tafeln mit chinesischen Schriftzeichen, die im Chor nachsprechen, was eine junge Chinesin ihnen vorsagt. Man kann mit der Karriereplanung nicht früh genug anfangen. Und wenn die kleinen Töchterchen und Söhnchen groß sind, blubbern sie wenigstens auf Chinesisch. Von wegen Ohropax...
„Was denn?“, frage ich.
„Wie machst DU das denn: Wie verhältst du dich in einer Runde von sagen wir mal Arbeitskollegen, also Leuten, mit denen du langfristig auskommen musst, mit denen du dir im Grunde aber nichts, also wirklich gar nichts zu sagen hast, die du im Gegenteil abstoßend findest, weil sie den ganzen Tag nur heiße Luft blubbern, das aber vor Selbstbewusstsein strotzend und in einer Lautstärke, dass man es eine Etage drüber noch hört...“
„... wo der Chef sitzt...“
„... und sich über seine MOTIVIERTEN Mitarbeiter freut...“
„... und gleich die nächste Prämie festlegt...“
„... für besonderes Engagement im Phon-Bereich...“
„... Minimaler Gehalt bei maximaler Lautstärke!"
Wir laufen weiter. Ich überlege. Erzähle von K, der für solche Fälle eine besondere Technik entwickelt hat: Er macht einfach mit, redet NOCH lauter und NOCH dümmer daher, verwandelt die Prämienprofi-Runde in eine Stand-Up-Comedy. Das Traurige daran ist allerdings, dass keiner außer ihm die Verwandlung bemerkt, im Gegenteil: Sie finden, dass er mit seiner Argumentation Recht hat, entwickeln die Idee weiter, übertreffen sich gegenseitig, schrauben sich lautstark in immer schwindelndere Höhen, beflügelt von neuem Spirit, schon sieht man sich über Leichen steigen, einander auf die Schulter klopfend, sind eben wahre Teufelskerle! Einer für alle, alle für einen, alle für den Erfolg! Ist der Teamgeist erstmal aus der Flasche, verlieren Raum und Zeit ihre Ordnungsfunktion, alles scheint auf einmal möglich, alles IST möglich, man darf nur nicht zimperlich sein. Ein einziger Einwurf, ein winziger Zweifel wäre die Nadel im Luftballon, und weil das jeder weiß, machen alle weiter...“
„... Und K?“
„Ist längst über alle Berge.“
„Klar. Lange hält man es als ehrenamtlicher Narr an einem Ort nicht aus.“
„Zumal, wenn keiner lacht. Außer ihm.“
„Weil den Heiße-Luft-Blubberern der Sinn fürs Lächerliche abhanden gekommen ist.“
„Oder weil sie ihn nie hatten.“
"Oder weil sie Angst haben."
"Vor der Leere nach dem Blub."
„Aber wenn man nun mal auf Gedeih und Verderb mit diesen Menschen auskommen muss. Weil man mit ihnen den Arbeitsplatz teilt.“
„Die Alternative wäre Ohropax.“
„Ich soll mir in den Konferenzen Ohropax in die Ohren stopfen?“
„Warum nicht?“
„Und wenn doch mal was Sinnvolles gesagt wird? Ganz leise?“
„Wenn das in sechs Jahren nicht vorgekommen ist, wird das auch in den nächsten zwölf nicht passieren.“
„Oder ich suche mir einen neuen Job.“
„Als Hofnarr.“
„Als Dompteuse.“
„Glasbläser.“
„Zuckerwattendreherin.“
Wir sind am Chinesischen Turm angekommen. China, denke ich. „China ist der Markt der Zukunft.“ Diesen Satz sprach neulich ein amerikanischer Geschäftsmann in einer Arte-Reportage in die Kamera. Darum schickt er seinen Sohn in einen chinesischen Kindergarten. Schnitt. Man sieht eine Gruppe Drei- bis Fünfjähriger vor bunten Tafeln mit chinesischen Schriftzeichen, die im Chor nachsprechen, was eine junge Chinesin ihnen vorsagt. Man kann mit der Karriereplanung nicht früh genug anfangen. Und wenn die kleinen Töchterchen und Söhnchen groß sind, blubbern sie wenigstens auf Chinesisch. Von wegen Ohropax...
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