Parfum oder Kunst? Ich habe die Wahl.
Normalerweise mag ich Parfums nicht sonderlich. Ich finde, die meist mutwillig durchdesignten Körperbeduftungssprays machen die Leute unverschämt austauschbar. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel, und es gibt Parfums, die an Leuten wirklich gut und es gibt Leute, die mit Parfum wirklich besser riechen.
Manchmal, zu den so genannten „besonderen Anlässen“, greife auch ich gerne zum Flakon, pumpe beherzt einen kräftigen Stoß in den Kubikmeter Wohnraum vor meinem ausgestreckten Arm und stelle mich schnell, solange die Wolke noch in der Luft hängt, darunter bzw. darein, auf dass sie mich einlulle und für die nächsten zwölf bis vierundzwanzig Stunden molekular verträglich an mir hafte.
Deswegen und weil selbst das unerschöpflichste Lieblingsparfum irgendwann zu Ende geht, ging ich neulich ins Karstadt, um für Nachschub zu sorgen. Aber ach: selbst die kleinste Größe, das 30ml-Fläschchen, kostete 55 Euro!
Eine Jahreskarte für die staatlichen Museen zu Berlin, mit der man ein Jahr lang in alle Dauerausstellungen kommt, kostet 40 Euro, schoss es mir in den Kopf.
Ich habe also die Wahl: 55 Euro für 30 Milliliter komprimierten freien Eintritt in fein zerstäubte Wohlgeruchswolken ODER 40 Euro für 365 Tage freien Eintritt in atemberaubende Weltweisewunderwolken. Was will ich? In einem Kunstwerk aus Blüten, Blättern und Schnickschnack baden ODER in vielen Kunstwerken aus Figuren, Formen, Farben und Schnickschnack baden?
Natürlich will ich beides. Aber wenn ich nun mal einfach weder in den Adel einheiraten noch in die Werbung gehen will? Was bleibt mir als Angehörige der so genannten "schreibenden Zunft" anderes übrig als mich zu entscheiden?
Das Tolle am Aufschreiben ist ja unter anderem, dass Entscheidungsfragen sich beim Schreiben in Luft auflösen und die Entscheidung fällt, noch bevor der Text zu Ende ist.