Montag, 25. Januar 2010

Gruppenbild

Ich weiß nicht, warum, aber ich bin kein Fan von Gruppen (mit Ausnahme von Musikgruppen, sofern mir die Musik gefällt). Wobei das ziemlich untertrieben ist. Richtig ist: Ich mag Gruppen nicht. Warum nicht? Ich vermute, wegen ihrer bleichenden, schleifenden und abtötenden Wirkung.
Ich mag keine Gruppen, weil ich nicht mag, wie Leute sich in ihnen und durch sie verändern. Es gibt nur wenige, die sich als Teil einer Gruppe nicht oder kaum verändern, die auch in einer Gruppe sie selbst bleiben, die so sind, wie man sie kennt und wie man sie mag, egal, was um sie herum passiert. Diese Leute sind selten, aber es gibt sie, zum Glück! Die meisten allerdings lassen sich von der Gruppe, deren Teil sie gerade sind, den Charakter bleichen, dass einem Angst und Bange wird.
Wie viele Leute kenne ich, die, sobald sie Teil einer Gruppe sind, ohne mit der Wimper zu zucken alles an den Nagel hängen, was sie einmalig und unverwechselbar macht! Alles Charakteristische, alles Besondere wird in oder von der Gruppe abgeschliffen und ausgewaschen, aufgesaugt oder aufgelöst, so dass nichts mehr übrig bleibt von dem, was man an ihr, der Person, kennt und liebt. Die Person, die man liebt, weil sie so ist wie sie ist, ist in der Gruppe auf einmal nicht mehr da. Ist einfach verschwunden und hat eine austauschbare Hülle hinterlassen, eingesperrt in austauschbares Geschwätz. Die Hülle sitzt dann in der Gruppe und lacht und spricht (meistens viel zu laut), und die Gruppe merkt es nicht und wahrscheinlich merkt nicht mal die Hülle, dass sie nur Hülle ist. Allzu oft machen Gruppen aus Menschen Hüllen. Ich finde leere Hüllen, die sich bewegen und lachen und sprechen, über alle Maßen gruselig. Ich finde sie zum Fürchten, die Gruppenzombies, vor allem, wenn ihr Äußeres dem sonst so geschätzten Menschen bis in die Haarspitzen gleicht. Deswegen also mag ich keine Gruppen.