Dienstag, 11. Mai 2010

Toast!

Toastbrot. Was für ein seltsamer Gegenstand. Was für ein komisches Lebensmittel. Geometrisch einwandfrei. Aber sonst? Bestechen die Weizenmehl-Pflanzenfett-Säureregulator-kann-Spuren-von-irgendwas-enthalten-Quadrate mehr durch das, was sie nicht machen: satt. Aber Halt! Ich kann ja wie immer nur von mir aus gehen, alles andere wäre vermessen. Drum muss es heißen: Toastbrot macht mich nicht satt. Toastbrot also macht mich nicht satt.

Warum nicht?

Ich glaube, ich könnte einen ganzen Quader essen und hätte hernach immer noch Hunger. (Ausprobieren will ich es lieber nicht, denn ich fürchte, als Ballon an der Zimmerdecke hängen zu bleiben und schließlich in Ermangelung weiterer Aufstiegsmöglichkeiten unschön zu platzen. Also begnüge ich mich, wenn es doch mal dazu kommt, dass ich Toast statt Brot esse, auf ein sozial und auch sonst verträgliches Maß von sagen wir vier bis sechs Scheiben und denke nicht länger darüber nach, dass das Einzige, was als Geschmackserlebnis ins Bewusstsein dringt, dem Verkohlungsprozess zu verdanken ist.)

Das "Röstaroma" genannte Geschmackserlebnis ist, wie wiki weiß, das Ergebnis einer chemischen Reaktion, der so genannten Maillard-Reaktion.
Dieser nach ihrem Finder benannte Prozess ist eine "nicht-enzymatische Bräunungsreaktion", genauer: eine "komplexe Gesamtheit vieler parallel und nacheinander ablaufender chemischer Reaktionen, die zu einer Vielzahl von Reaktionsprodukten führt, von denen viele noch nicht exakt identifiziert wurden."

Interessant: das Toastbrot als materialisiertes Reaktions-Chaos! Aber gilt das nicht für alle Brote? Ist nicht jedes Backwerk ein mehr oder weniger gelungenes Wunderwerk der Verwandlungstechnik? Ich glaube schon. Daran kann es also nicht liegen, dass mich Toastbrot nicht satt macht (auch wenn ich noch soviel davon esse), denn zwei Scheiben Bäckerbrot reichen, um die nächsten drei (musik-losen) bzw. fünf Stunden (mit Musik) satt zu sein. Außerdem hüpfen die nicht immer aus dem Toaster, so dass man erst die Wollmäuse abpusten muss, bevor an Verzehr gedacht werden kann.

Was wiki weiter weiß: "Durch seinen vergleichsweise hohen Eiweißgehalt (Weizenkleber und Milcheiweiß) hat der Teig ein gutes Gashaltevermögen, wodurch das langsam gegarte Brot seine feine Porung erhält." Ob es das ist? Das gute Gashaltevermögen? Ist das gute Gashaltevermögen des Toastbrots verantwortlich dafür, dass man soviel davon essen kann, ohne satt zu werden? Weil man im Grunde in der Hauptsache heiße Luft isst, die natürlich nicht satt machen kann, weil ja im Unterschied etwa zur heißen Luft, die man während des Konzerts der Lieblingsband isst, nichts drin steckt, was überhaupt in der Lage ist, (solche wie mich) satt zu machen?

Interessant wäre weiter, zu erforschen, ob das Sättigungsvermögen eines handelsüblichen Toastbrots steigt, wenn in der Teigproduktionsfabrik sagen wir mal Depeche Mode liefe. Oder Acid Pauli. Oder 13&God, die Teichmann-Brüder, Michaela Mélian oder irgendwas ähnlich Nahrhaftes.

So. Und jetzt? Eine Scheibe Toast vielleicht. Aber dick mit Beats belegt.