Mal abgesehen vom allgemeinen Gefällt-mir-Gefällt-mir-nicht-Boom mag ich Berlin unter anderem deswegen, weil man hier an ein und demselben Tag so viel sehen kann, was einem gefällt, und so viel, was einem nicht gefällt. (Für die Stilistiker: Wann immer hier von "man" die Rede ist, so ist, streng subjektivizistivistisch, nichts anderes gemeint als "ich", "ich" und "nochmal ich".)
Was zum Beispiel nicht gefällt, sind Leute, die ihre leere Bierflasche neben der Bank stehen lassen, auf der sie bis eben gesessen haben, und ihre Lethargie, was die Entsorgung angeht, auch noch mit soziobigotten Hinweisen auf die armen Obdachlosen, die sich dann freuen, schönfärben. Dass die ohne Zweifel wirklich arm drannen Obdach- bzw. Arbeitslosen ohnehin täglich, stündlich, (...) in den Mülleimern der Stadt wühlen, interessiert solche Leergutmenschen nicht. Es käme ihnen auch nicht in den Sinn, mal einen Fünf-Euro-Schein oder sowas in die Richtung in die leere Flasche zu stecken. Reicht ja schließlich, wenn man den Müll neben sich stehen lässt, den Müll, den die armen Penner gut gebrauchen können.
Was dann aber wieder gefällt, ist ein Rollstuhlfahrer auf der Kreuzung Bergmannstraße/Zossenerstraße, der in seinem vollmotorisierten Gefährt mitten auf der Fahrbahn sitzt, ganz offensichtlich geradeaus will und mit einer Geste irgendwo zwischen genervt-ungeduldig und großbürgerlich-lässig ein zögerlich entgegenkommendes Linksabbiegerauto weltmännisch durchwedelt.