Donnerstag, 30. Juli 2009

I hear a brightness

I see a darkness
(by Johnny Cash)

Well, you're my friend
And can you see
Many times we've been out drinking
Many times we've shared our thoughts
But did you ever, ever notice the kind of thoughts I got
Well you know I have a love, a love for everyone I know
And you know I have a drive to live I won't let go
But can you see its opposition comes rising up sometimes
This dreadfull imposition comes blacking in my mind

And then I see a darkness
And then I see a darkness
And then I see a darkness
And then I see a darkness
Did you know how much I love you
Cause I hope that somehow you
Can save from this darkness

Well I hope that some day, buddy
We have peace in our lives
Together or apart
Alone or with our wives
And we can stop our whoring
And pull the smiles inside
And light it up forever
And never go to sleep
My best unbeaten brother
This isn't all I see

Oh no, I see a darkness
Oh no, I see a darkness
Oh no, I see a darkness
Oh no, I see a darkness
Did you know how much I love you
Cause I hope that somehow you
Can save me from this darkness

Mittwoch, 29. Juli 2009

Plane/Sycamore Tree

Planestorming:
Platanen heißen nicht Plantanen, sondern Platanen. Ohne n. (Plantagen gibt es aber auch. Hat auch was mit Bäumen zu tun. Da sieht man's mal wieder!) Auf Englisch heißen Platanen "plane" oder "sycamore tree". Platanen schuppen schön: Ihre Rinde werfen sie in Placken ab, ihr ganzes Leben lang. Ihr Stamm ist deshalb zeitlebens interessant gescheckt. Das Äußere also variiert verhältnismäßig oft, bleibt sich aber im grundlegenden Stil treu. Beim Beinkleid beweisen die Platanen, wie man sieht, Geschmack. Wie überhaupt ihr ganzer Sinn fürs Ästhetische auffallend ausgeprägt ist. Manch so genannter Zierbaum könnte sich in Stylefragen eine Scheibe abschneiden von der Plan... äh Platane. Platanen sind groß und weit und spenden Schatten und Schutz - vor Sonne und Regen und allem, was es sonst noch gibt. Sogar wenn es regnet, scheint in Platanen die Sonne zu flirren. Sonnenflecken, scheint es, überziehen Stamm, Äste und Blätterpuschel, selbst bei grauem Himmel. Platanen, heißt es, gibt es in zwei Arten: einer abendländischen (platanus occidentalis) und einer morgenländischen (platanus orientalis). Die bei uns übliche Art sei, so heißt es außerdem, eine Kreuzung aus beiden. Es gibt sie seit dem 17. Jahrhundert. Zu jener Zeit ist die neue Art durch "Spontankreuzung" entstanden; die heute bei uns lebenden Platanen sind "Spontanhybriden". Als solche sind sie besonders vital, frosthart und wenig krankheitsanfällig. Platanen waren es auch, die die Spazierwege der Akademie des Platon in Athen säumten. Ob das damals Gedachte & Gesprochene, das beim entspannten Wandeln unter freiem Himmel Erkannte, über Wurzeln und Blätter in die Bäume gestiegen ist, sich dort in die Zellen gegraben hat und von Generation zu Generation vererbt wurde? Wenn ja: Ist dieses Wissen dann womöglich auch in den Nachkommen, in den Bäumen von heute, noch enthalten, sozusagen auf molekularer Ebene? Steckt in den Platanen unserer Innenstädte, auf den Hinterhöfen und Vorplätzen des Jahres 2009, womöglich noch die Weisheit aus grüner Vorzeit?

Donnerstag, 23. Juli 2009

Luxemburg

Luxemburg. Luxembourg. Lëtzebuerg. Ich habe noch kein Gefühl für die Dimensionen dieser Stadt, alles scheint seltsam verschränkt, komisch zusammengerückt: steile Sträßchen mit Fachwerk und Kopfstein, weite Plätze mit Kunst, bombastische Felsen, stylishe Glasfassaden, mindestens genauso stylishe Verkehrsschilder und Mülltüten, die man am liebsten anziehen würde, Gärten, mitten in der Stadt, die aussehen wie Klostergärten und das vielleicht auch sind, ein Handynetz, das "L TANGO" heißt, niedliche Häuschen an romantischem Flüsschen, Radio 100,7 (= der einzige Radiosender, den ich kenne, der das Funkeln aus Vorzeiten mit dem Leuchten aus naher Zukunft zum Strahlen von Jetzt macht - beispielsweise, indem er journalistisch Brillantes zwischen Bach und Elektronik bettet, aber auch sonst...), eine antiquiert futuristische EU-Landschaft mit zwei golden aus dem Panorama ragenden Twintowers, die der Europäische Gerichtshof sind, Bankgebäude, die "Banki" heißen und Sparkassen "Spuerkees".


Ich bitte Sie, meine Herren! Spuerkees! So nennt man doch kein Geldinstitut! Ein so überaus ernstes und hochgradig importantes Geschäft wie das mit den Finanzen kann man doch nicht leichtfertig bei Namen nennen, denen es, zumindest in deutschen Ohren, doch erheblich an gebührendem Respekt mangelt!


Und über allem bahnt sich hoch und schlank und stark der Aquädukt durch die Luft, von einem Felsenufer zum anderen, und adelt den Raum, ob er will oder nicht.

Luxemburg. Luxembourg. Lëtzebuerg. In Luxemburg wohnt die Sprache. Zu dieser Behauptung kann man sich, finde ich, getrost versteigen, denn neben drei (!) Amts(!)sprachen - Deutsch, Französisch und Lëtzebuergisch - wehen in Luxemburg auch noch jede Menge anderer Sprachen. Das liegt, wie manches hier, an der EU. Luxemburg ist Europas Übersetzer-Hotspot. Hier wird kreuz und quer übersetzt: von Englisch nach Tschechisch, Spanisch nach Polnisch, Portugiesisch nach Finnisch... Was nämlich die EU angeht, so hat man sich irgendwann für folgende Aufgabenverteilung entschieden:

Brüssel -> Parlament (meistens); Europarat
Straßburg -> Parlament (manchmal); Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte
Luxemburg -> Sprache; Europäischer Gerichtshof; Europäischer Rechnungshof.
Natürlich gibt es noch weit mehr EU-Institutionen, aber das würde den Rahmen dieser Betrachtung sprengen, der schon für Luxemburg allein viel zu klein ist, aber was will man machen.


Was noch? Ach so, ja, beinahe vergessen: Luxemburg ist - und jetzt ist das ganze Land gemeint - Großherzogtum! => Schon wieder Probleme mit den Dimensionen. Großherzogtum. Doppelte Irritation: 1. Was um Himmels Willen soll an diesem putzigen Ländchen "groß" sein? 2. Ich dachte, Großherzogtum gibt es allenfalls noch als Wort und selbst da nur im Lexikon, in Historienromanen oder Geschichtsbüchern. Dass es aber auch als Phänomen noch existiert, heute, im Jahr 2009, das... wundert mich, je länger ich hier bin, eigentlich auch nicht mehr. Und als C erzählt, dass Luxemburg führend in der Satelliten-Industrie sei und damit eine Nische gefunden habe, die verhindere, dass dem Land dasselbe blühe wie manch anderer früherer Stahlregion, finde ich, dass eigentlich doch alles irgendwie zusammenpasst.


Halten wir fest: In Luxemburg heißt Kleines groß und Großes klein, ist damals heute und heute übermorgen, über den Wolken verbinden die heimischen Satelliten Oben mit Unten, und über allem weht der Geist der Sprachentwirrung. Und außerdem flattern an allen Ecken und Enden im unaufhörlich durch die Haare pustenden Wind, natürlich, die Flaggen der EU.

Dienstag, 21. Juli 2009

Vom Meißeln und Pixeln

Heute also ist der große Tag. Heute ist nämlich nicht nur Belgischer Nationalfeiertag, sondern auch 40. Geburtstag des Satzes. Des Satzes, der Welt(raum)geschichte geschrieben hat, sich also würdig einreiht in die Ahnengalerie Welt(raum)geschichte geschrieben habender Sentenzen:

*** "Mr. Gorbatchov, tear down this wall!" ***
*** "Ich bin ein Berliner." ***
*** "J'Accuse...!" ***
*** "... und das ist auch gut so." ***
*** "I have a dream!" ***

Und wenn wir von "würdig einreihen" schreiben, dann müssen wir auch würdig einreihen - schreibend. Das sind wir dem Leser schuldig. Also dann:

*** "I have a dream!" ***
*** "That's one small step for man, one giant leap for mankind." ***
*** "Ich bin heute gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass Ihre Ausreise -" ***

Wer noch weitere in Stein gemeißelt gehörende Sätze weiß, lasse sie mir zukommen. Ich werde sehen, was sich meißelmäßig machen lässt. Und sie bis dahin wenigstens in Blog pixeln.

Montag, 20. Juli 2009

Eagle

Heute vor 40 Jahren, am 20. Juli 1969 um 21 Uhr 17, landeten Neil Armstrong und Edwin Aldrin nach erfolgreicher Abtrennung vom Mutterschiff "Columbia" (in welchem jetzt Michael Collins, der dritte im Bunde, ganz allein um den Mond schwirrte) mit der Mondlandefähre "Eagle" wirklich und wahrhaftig - auf... two... dem... one... Mond.
Den berühmten "One small step"-Satz hat Armstrong aber erst morgen gesprochen, weil die beiden erst morgen den Fuß auf Mondboden setzten. Heute ist noch viel Technik, allerlei Apparatur, Kabel-, Röhren- und Schlauchgedöns zwischen Mensch - und Mond.

Freitag, 17. Juli 2009

Boos K'Fé

"Vous connaissez Boos K'Fé?", fragt der Maler beim Zusammenpacken von Farbrolle, -wanne, Lack und Klebeband. "C'est beau le weekend, on peut y manger, danser..." Ich antworte, dass ich das Café nur dem Namen nach kenne. "Il y a beaucoup de banquiers qui viennent après leur travail, after-work", erklärt er. "Vous aimez danser?" Ich sage, dass ich zwar gerne tanze, dass ich aber Läden, in denen beaucoup de banquiers tanzen, tendenziell eher meide. (Ich habe nichts gegen Bänker, nur auf tanzende Anzüge und Krawatten reagiere ich empfindlich.) Er schüttelt den Kopf und sagt, dass das Publikum sehr gemischt sei, dass da jeder hingehe, auch er selbst - "moi aussi".
Ein Laden, in dem sich Bänker und Malereibetriebsangestellte nach Dienstschluss zum Tanzen treffen - sowas, scheint mir, gibt es nur in Luxemburg.

Donnerstag, 16. Juli 2009

Tel Aviv


Tel Aviv. Heute also Tel Aviv.
Was weiß ich über diese Stadt? Ein bisschen mehr als nichts. Und das ist: 1. ein Spruch aus der Abizeitung ("Tel Aviv - So ist das Leben.") und 2., dass es dort jede Menge guter Clubs geben soll.
Letzteres ist als Information so gut wie nicht zu gebrauchen, da es in der Natur des Winzwörtchens "gut" liegt, geradezu unverschämt subjektiv zu sein. Ein "guter Club"! Was soll das denn sein! Informationen dieser Art haben nur dann irgendeinen Nutzen (und den müssen wir ja schließlich finden! Was wäre die Welt ohne Nutzen?! Eine einzige Tanzparty!! Nicht AUSZUDENKEN!!), wenn man weiß, WER sie produziert hat. Und da die Information "In Tel Aviv gibt es viele gute Clubs" von einem 25jährigen israelischen Berliner Asiaimbissmitarbeiter kommt, der auf mich wirkt als ob man ihm in Musikhinsicht trauen könnte, gebe ich diese Information hiermit getrost weiter (auch wenn sie womöglich niemandem nutzt).
Außerdem hat mein Informand noch gesagt, dass die Leute nirgendwo so feiern und tanzen wie in Tel Aviv. Er muss es wissen, denn seine Heimat ist ein Nachbarstädtchen. Aber er sagt auch: "Weil der Krieg immer da ist - und es immer die letzte Nacht sein könnte." Das ist natürlich unendlich romantisch, aber/und ich fürchte, auch unendlich wahr. Andererseits heißt das ja noch lange nicht, dass es einen Umkehrschluss "Wer nicht Krieg führt, kann nicht feiern&tanzen" gibt. Das wäre nun wirklich ganz und gar absurd und mit bodenloser Sicherheit nicht im Sinne des Erfinders bzw. der großen Energiespenderin, die hier in Lux schon seit Tagen mal wieder alles gibt: die scheint und scheint und scheint und scheint - einfach so und ganz ohne nach dem Nutzen zu fragen! (In merkantiler Hinsicht ist die Sonne eine absolute Katastrophe. Unter Kosten-Nutzen-Aspekten betrachtet, ist die Sonne ein Desaster. Wäre die Sonne BWLerin - sie würde schon längst nicht mehr scheinen. Aber zum Glück denkt sie, ganz wise and noble fireball, in anderen Dimensionen.)
P.S.: Das Bild oben zeigt weder Tel Aviv noch Luxemburg sondern einen Ausschnitt von Berlin, der natürlich überall sein könnte.

Dienstag, 7. Juli 2009

Making on


"Rien n'existe avant que nous le créons."
"Before us, nothing exists."
(Luis Briceno)

Montag, 6. Juli 2009

Wiederentdeckung der wirklichen Welt

Der Soziologe Ralf Dahrendorf (1929 bis 2009) hält in seiner Rede zum 40. Geburtstag des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) im Februar dieses Jahres Wörter wie "Finanzkrise" oder "Wirtschaftskrise" zur Beschreibung der Lage, in der wir uns befinden, für viel zu schwach. Und spricht stattdessen von einem "Einbruch in Strukturen und Mentalitäten von Wirtschaft und Gesellschaft".

Dahrendorfs Diagnose: Da sich die Schere zwischen Spitzeneinkommen (von Führungskräften) und Normaleinkommen (von Mitarbeitern) immer weiter öffnet, entstehen "zwei Welten, die durch keinerlei Erfahrung mehr zusammengehalten werden."

Dahrendorfs Derivat-Vergleich: "Die Verantwortung der Entscheidungsträger ist selbst zum Derivat geworden. Führende in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft haben sich mehr und mehr von denen, für die sie Verantwortung tragen, entfernt. So wie Derivate in der Finanzwelt von realen Werten zunehmend abgehoben sind, sind es auch Verantwortungsträger in der sozialen Welt."

Dahrendorfs Appell: Die Sozialwissenschaftler müssen wieder wie früher öffentliche Intellektuelle sein. "Das Wort 'Wissenschaftler' bedarf einer Korrektur. Wissenschaftler sollten sich als Vermittler zwischen Wissenschaft und Politik betätigen, also als öffentliche Intellektuelle." Genau! Sozialwissenschaftler müssen, wenn sie ihren Beruf ernst nehmen (also das "Sozial-" genauso wie das "-wissenschaftler"!), über die Fakten, die sie gesammelt haben, auch reden. Sie dürfen sich nicht "vornehm" (in Wahrheit: feige) zurück halten, wo man den Mund aufmachen muss.

Seine Rede beschließt der große Soziologe mit einem Wunsch für das WZB:
"Möge es blühen und gedeihen, in der Offenheit für jene wirkliche Welt, die wiederzuentdecken heute unsere Aufgabe ist. Die Rückkehr zu den Ursprüngen (...) der Zeit der Gründung ist dabei nicht der schlechteste Ratgeber."