Vorhin, vor exakt zwei Lichtjahren – sind wir mal großzügig und schauen über den Unsinn hinweg, der darin besteht, dass Jahre aus Licht das Maß für Entfernungen sein sollen – hat keine 500 Meter Luftlinie vom Unfallort entfernt eine kleine Welt eröffnet, wie man später erfuhr.
Zwei Tage darauf, also vorhin minus zwei, landet man um drei Ecken am anderen Ende des Vektors. Man tritt von einem Bein aufs andere, traut sich nicht rein, traut sich dann doch, und steht dann da so. Da steht man also und schlägt auf der Stelle Wurzeln, aber das weiß man noch nicht. Man weiß überhaupt noch gar nichts, und sogar das merkt man erst viel später.
Im Moment steht da erstmal ein kleiner Apparat, ein schlichtes Maschinchen, kaum größer als ein handelsübliches Wörterbuch. Wenn man sich die unglaubliche Mühe machen und sich die endlose Zeit von sagen wir fünf Minuten nehmen will, kann man durch Betätigen des Hebels und Einlegen zweier Metallplättchen kleine Medaillons zum Anstecken herstellen. Das macht Spaß, sieht hübsch aus und verbindet - auch und gerade solche, denen Friemeln meist lieber ist als Reden.
Was da noch steht, und zwar im Augenblick direkt unter dem kleinen Apparat vom Ausmaß eines Wörterbuchs, nur viel größer und aus Holz: ein veritabler Tisch. So einer, den nichts aus der Ruhe bringt. In der Mitte gibt es eine Vertiefung und seitlich schon wieder einen Hebel. Das Schöne an diesem Hebel ist: Niemand würde auf die Idee kommen, seinen Nutzen in Frage zu stellen, denn es gibt keinen. Vermutlich gab es mal einen und könnte wohl auch jederzeit wieder einen geben, aber hier und jetzt ist er einfach nur da und gibt Rätsel auf.
Was noch? Ach so, ja: die Musikmaschine. Schon wieder so ein Apparat, ein größerer diesmal, ein trutziges Ding mit enormer Bodenhaftung. Auch wenn ringsum alles tanzt, was selten, aber manchmal eben doch passiert - die Musikmaschine bleibt am Boden und freut sich in tiefer Ruhe über ihre Wirkung. Toll auch: Die Musik darf frei gewählt werden, unabhängig von Einkommen, Aussehen, Geschlecht, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit, Ethnie, Essgebaren, Kleidungsstil, sexueller Orientierung und Schlafgewohnheit. Und immer wieder gibt es Tage, an denen die Musikmaschine Konkurrenz bekommt. Die Musik kommt dann von Leuten.
Ringsum sind ferner Wände, und an den Wänden wechselnde Bilder. Bilder, die gesehen werden wollen, weil sie dazu geschaffen sind. Und wie! Die Leute hinter den Bildern sind manchmal auch da, und dann wird gefeiert und geredet und gefragt und erklärt, so gut oder schlecht es geht, und am Ende, wenn wieder abgehängt wird, wird vielleicht ein Traum wahr oder zurück in die Warteschleife geschickt, alles ist möglich.
Natürlich gibt es außer den Leuten mit Bildern und den Leuten mit Musik auch jede Menge anderer Leute. Leute auf Durchreise. Leute, die ankommen. Leute, die Abschied nehmen. Leute auf Jobsuche. Leute mit Arbeit, von der sie gerne erzählen, weil sie sie ernst nehmen. Und Leute, die nichts lieber tun als Leuten zuzuhören, die gerne von dem erzählen, was sie die meiste Zeit tun. Leute mit Plänen und Leute ohne Plan. Leute, die ausprobieren. Und Leute, die ausprobiert haben und jetzt was Neues versuchen. Leute, die irgendwohin wollen, wo es besser ist als da, wo sie aus irgendwelchen Gründen feststecken. Leute, die mal in Ruhe gelassen werden wollen, aber nicht allein. Natürlich gibt es auch Leute, die einfach Leute treffen wollen oder Musik oder beides. Lauter Leute eben, die gerne so sind.