„Magscherädlewurscht?“ war eine der Fragen, mit denen ich aufgewachsen bin. Die andere: „Zuwemghörschdu?“
Das erste war, wenn man als Pimpf zum Einkaufen mitgenommen und vor der Fleisch&Wurst-Theke Halt gemacht wurde. Da stand man dann vor einer weiten, rosaroten Landschaft aus Fleisch und wartete mal mehr, mal weniger auf das „Magscherädlewurscht?“ der meist sehr beleibten Verkäuferin hinter dem Wurstgebirge, die mit ihrem Zwei- oder Dreizack in beeindruckend sicherem Gespür für Mengen- und Gewichtsverhältnisse von den Stapeln aufgeschnittener Wurst immer ziemlich genau so viele Scheiben wegpiekste und auf das Papier warf, dass die Waage sich selten irrte.
Die zweite Frage, die aus meiner Kindheit nicht wegzudenken ist, kam, wenn man im Hof spielte oder auf der Straße, jedenfalls draußen, irgendwo im nahen Umkreis. „Zuwemghörschdu?“ - damit wollte entweder der Briefträger sich die Arbeit erleichtern, indem er die Post gleich den Kindern in die Hand drückte, zu deren Eltern sie gehörten, anstatt die Briefkästen der Wohnungen abzuklappern. Oder schlichtweg interessierte Nachbarn von weiter weg wollten herausfinden, aus welchem Stall diese Schäfchen auf Rollschuhen stammten. Warum, weiß der Himmel. Jedenfalls antwortete man auf diese Frage immer brav mit dem Familiennamen, auch wenn man sich schon als Dreikäseplusrollschuhhoch darüber wunderte, dass Fremde wissen wollten, „zu wem“ man „gehört“. Einfach so.
Irgendwann hörten diese beiden Fragen auf, dafür kamen andere, solche, die man nicht mehr so einfach und klar und schnell beantworten konnte, solche, für deren Beantwortung man „etwas tun“ musste. Irgendwann hörten auch die auf, und dann änderte sich die Richtung, und die Fragen kamen nicht mehr von außen. Man fragt auf einmal selbst. Und dann stellt man sich zum Beispiel vor, wie es wäre, wenn morgen beim Einkaufen plötzlich jemand „Magscherädlewurscht?“ fragen würde.